Jugendchor St. Kolumban mit glanzvollem Auftritt zum 40-jährigen Bestehen
Von Peter Fischer
Wendlingen. Ein großer Tag für den Jugendchor St. Kolumban: Als Auftakt zum Jubiläumsjahr des vor 40 Jahren von Franz und Doris Wirth gegründeten Jugendchores erlebten tief beeindruckte Besucher in voll besetzter St.-Kolumban-Kirche ein glanzvolles Festkonzert unter der Leitung von Christa Strambach, die seit 22 Jahren Dirigentin des Chores ist.
Der Jugendchor St. Kolumban, das ist eine 40-jährige Erfolgsgeschichte. Da steckt eine unwiderstehliche Leidenschaft einer Chorleiterin für die Chorerziehung von jungen Menschen dahinter. Dazu kommt die Bereitschaft von Kindern und Jugendlichen, sich von der Begeisterung für anspruchsvolle Musik und für das gemeinschaftliche Erlebnis des Singens anstecken zu lassen.
Das beginnt mit den Sechsjährigen in der PRIM, die immer weiter aufsteigen können in die nach den Intervallen benannten Gruppen SEKUND, TERZ und QUART bis hin zu den jungen und älteren Erwachsenen in der QUINTESSENZ, die zum Teil schon Jahrzehnte dabei sind. Die Jüngeren wachsen an ihren Vorbildern im eigenen Chor. Sie erfahren, dass jeder wichtig ist, dass es sich lohnt, dabei zu sein. Sie erleben gemeinsam Erfolg und Freude in einer großen und gepflegten Gemeinschaft von insgesamt 120 Mitgliedern.
Die Programmauswahl für dieses Konzert ist bezeichnend für die Chorarbeit von Christa Strambach: Auseinandersetzung mit Literatur aus verschiedenen Epochen. Die Kleinsten waren diesmal nicht dabei. Sie wurden dafür als Ehrengäste besonders begrüßt.
Zum Jubiläum wurden herausgehobene Werke der Klassik, der Romantik und der Postmoderne dargeboten. Den Auftakt des Konzerts mit den Gruppen QUART und QUINTESSENZ bildete ein Ausschnitt aus Joseph Haydns „Die Schöpfung“. Dieses Oratorium, 1798 entstanden, gilt als Paradigma der Wiener Klassik. Ausgewählt wurde der mächtigste Chor des Werkes „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“. Es ist ein in C-Dur strahlender Chor nach der Erschaffung des Firmaments. Er ist besonders wirkungsvoll durch die Kombination mit einem Soloensemble, gestellt von Solisten aus den Chorreihen. Anna Jäger (Sopran), Alexander Jäger (Tenor) und Jan Pfaff (Bass) sangen ihren Part sicher, mal energisch, mal fein mit gedämpfter Stimme. Gut, dass die Dirigentin die Choralfuge nicht wie oft üblich zu sehr forcierte. Umso eindrucksvoller die Wirkung.
Als Mittelpunkt des Abends folgte ein bislang unbekanntes Werk eines Zeitgenossen. Aber was für eine wunderbare Entdeckung! Der Engländer John Rutter, geboren 1945, einer der bedeutendsten gegenwärtigen Kirchenmusikkomponisten, schuf „Mass of the children“, eine Kindermesse für Sopran- und Baritonsoli, Kinderchor, gemischten Chor und großes Orchester, 2003 in New York uraufgeführt.
Inhaltlich verbindet sie altenglische Gedichte, die einen Tagesverlauf vom Erwachen der Seele bis zum Abendlob abbilden, mit der lateinischen Messliturgie. Die Musik entfaltet suggestive Wirkung und besinnlichen, ja gebetsgleichen Charakter. Das Werk führt durch Akkordlandschaften, chromatische Melodielinien und ungewöhnliche Taktarten mit häufigem Rhythmuswechsel. So sind im Chor saubere Intonation und Rhythmusgefühl, aber auch Empfindung und Anspannung besonders gefragt.
Dieses Werk ist für diesen Jugendchor mit seinem breiten Altersspektrum wie geschaffen.
Die Kinder der Gruppen Sekund und Terz meisterten, auswendig gesungen, ihren dreistimmigen Chor mit leuchtenden und intonationssicheren Stimmen. Die Großen übernahmen den Part des Hauptchores. Der Wechsel von zartem, kräftigem, schwungvollem oder lyrischem Singen gelang bestens. So ist das „Gloria“ mit südamerikanisch-tänzerischem Akzent im ungewohnten 5/8-Takt geschrieben. Höhepunkt war das „Agnus Dei“. Hier formte der Hauptchor das „miserere nobis“ („Erbarme dich“) wie ein Aufschrei, und der Kinderchor setzte das poetische „Kleines Lamm, wer hat Dich erschaffen“ in sanfter, fast mystischer Weise dagegen. Der Schluss klingt dann wie eine Versöhnung. Im melodisch vielfältigen „Finale“ müssen beide Chöre durch verschiedene Stimmungen, am Schluss mächtig auftrumpfend und dann leise verklingend.
Großen Anteil am Gelingen dieses Werkes haben das Orchester mit unglaublich abwechslungsreichen Klangfarben und die beiden Solisten Constanze Seitz mit ihrem wunderschön strömenden Sopran und Winfried Müller mit seinem kraftvollen Bariton.
Zum Abschluss des Konzerts mit den Gruppen QUART und QUINTESSENZ ertönte „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“, ein Meisterwerk der Hochromantik von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Es ist eine Kantate für Sopran, gemischten Chor und Orchester nach Psalm 42 aus dem Jahr 1837. Der Psalmist thematisiert die Sehnsucht nach dem lebendigen Gott, wechselt zwischen Hoffnung und Betrübnis, um letztlich in unbedingtem Vertrauen zu singen: „Harre auf Gott!“
Dass der Jugendchor Mendelssohn besonders gut kann, hat er schon oft gezeigt. Mit welcher Akkuratesse und mit welchem Ausdrucksvermögen er diese anspruchsvolle Kantate bewältigte, war beeindruckend. Im Quintett ergänzten choreigene Tenor- und Basssolisten in Doppelbesetzung den Sopran. Sie sangen beherzt und mit homogenem Klang.
Die große Sopranpartie mit Rezitativen und Arien gestaltete Constanze Seitz makellos, nuancenreich und sensibel. Ein herausragender Auftritt.
Die Mitwirkung der erweiterten „Camerata GRINIO“ mit Konzertmeister Joachim Ulbrich war ein Glücksfall für dieses Jubiläumskonzert, ein mit allen Instrumenten exzellent und einfühlsam agierendes großes Orchester. Mit ihm musizieren zu dürfen, war für die jungen Sängerinnen und Sänger ein Erlebnis und sicher ein weiterer Ansporn.
Es war eine besondere Freude, die Chorleiterin Christa Strambach zu erleben, wie sie den Riesenapparat von Musizierenden im Griff hatte, mit klarem Taktieren Strukturen und Feinheiten herausarbeitete und ganzheitliche Werke gestaltete. Eine bewundernswerte Leistung und ein Erweis ihrer unglaublich erfolgreichen und wertvollen Arbeit mit dem großen Chor. Nicht enden wollender Beifall des Publikums für einen außergewöhnlichen und beglückenden Konzertabend.