Eine musikalische Sternstunde mit dem Jugendchor St. Kolumban
Von Peter Fischer
Wendlingen. Traditionell am dritten Adventssonntag lädt der Jugendchor St. Kolumban zum Adventskonzert ein. In der voll besetzten St. Kolumban-Kirche präsentierten die fünf Gruppen ein besonders stimmungsvolles Programm. Chorleiterin Christa Strambach hat diesmal das Thema „Sterne“ ausgewählt. Eine unglaubliche Vielfalt an Gedanken, Eindrücken und Sichtweisen wurde mit Text und Musik geboten. Der Bogen der Erläuterungen und Impulse von Dekan Paul Magino spannte sich vom Kosmos bis zur Symbolik der Sterne im christlichen Glauben, im Besonderen für die Weihnachtszeit.
Mit dem einstimmigen gregorianischen Gruß an Maria „Ave, maris stella“ – sie wird als Stern des Meeres verehrt – wurde der Abend von der „Quintessenz“ eröffnet, fein und mönchsgetreu gesungen, passend für eine innere Sammlung. Es folgte „Maria durch ein Dornwald ging“ in einem Satz von Günter Raphael. Beeindruckend die klaren und leichten Melodiebögen der Tenöre und Soprane und die Ausdrucksstärke und Dynamik bei den „Kyrie eleison“-Rufen. Der nachfolgende Hymnus an Christus „Der Morgenstern ist aufgedrungen“ aus der Zeit um 1600 wurde sehr wach und lebhaft dargeboten. Das Engelterzett „Hebe deine Augen auf zu den Bergen“ aus dem „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy ertönte als Frauenchor, berührend mit samtigen Tönen. Die „Quintessenz“ beendete ihren Part mit einer Uraufführung. Chorsänger Florian Mayer hat in seinem Arrangement „The life of a star“ die Phasen eines Sternenlebens von der Entstehung bis zur Explosion und zum Vergehen in Materie in Geräusche und Musik umgesetzt. Man hörte Motive aus „Star Trek“, ein Kindersolo mit einem englischen Kinderlied, homophone und polyphone Teile, Sprechtexte und Glissandi. Beeindruckend, wie ernsthaft und überzeugend der Chor mit solch experimenteller Musik umging. Eine gelungene Premiere.
Als nächstes waren die Gruppen „Sekund“ und „Terz“ an der Reihe. Es begann mit dem Wiegenlied „Schlafe mein Kind, der Himmel deckt dich zu“ von Giacomo Mezzalira. Joseph von Eichendorffs „Markt und Straßen“, von Peter Schindler vertont, wurde von Leonie Masen dirigiert. Das Lied „Stardust – Sternenstaub“ von Rosi Golan und Timothy Myers, von der Trommel begleitet, wurde mit Bewegungen und Rhythmus gestaltet. Da wurde das Greifen nach dem Sternenstaub sichtbar gemacht. Die beiden Gruppen imponierten mit herzhaftem Singen, guter Intonation und mit einfühlsamen Gesangslinien.
Besondere Aufmerksamkeit verlangt der Einzug der Kleinsten in der Gruppe „Prim“. Sie begannen mit „Heller Stern in der dunklen Nacht“ nach dem französischen Weihnachtslied „Il est né“. Sie sangen den Schluss gar in französischer Sprache. Es folgten ein Sternengedicht, ein zweistimmiger Kanon „Blinke, blinke, kleiner Stern“ und ein Gespräch der Sterndeuter. Ein couragierter, sicherer und selbstbewusster Auftritt.
Ein tolles Trommelsolo des Afrikaners Raphael Tine als Gast holte die Gruppe „Quart“ in den Chorraum. Klang und Rhythmus verbündeten sich in besonderer Weise in dem Lied „Siyahamba“ aus Südafrika. Eine schnittige Choreographie mit Schritten und Klatschen, angeheizt durch den echten afrikanischen Trommelklang, das brachte eine fröhliche und schwungvolle Stimmung in Gang. Die Jugendlichen hatten sichtlich ihren Spaß daran.
Zur Schlussrunde versammelten sich alle Chorgruppen um den Altar. „Was soll das bedeuten“, das aus Schlesien stammende Lied in einem moderneren Satz von Hans Schanderl, begann mit dem Gesang der Jüngeren aus der Ferne, bevor der ganze Chor einstimmte. Die Lesung aus dem Evangelium und der Hinweis des Moderators auf die Darstellung im Chorraumfenster bezog sich auf die Sterndeuter, die ihre „Sternstunde“ erlebten, als sie den neugeborenen König mit Hilfe des Sterns in der Krippe fanden. Diese Szene wurde musikalisch zum Höhepunkt des Konzertes. In seiner Komposition „Die Könige“ kombinierte Peter Cornelius 1856 die Wanderung der Drei Könige in Form eines Solos mit dem wunderbaren Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ von Philipp Nicolai. Den Solopart übernahm Constanze Seitz von der Empore aus. Ergreifend, wie Chor und Solistin ausdrucksstark und sensibel diese grandiose Musik gestaltete.
Nach dem Glockengeläut folgte „Wer hat die schönsten Schäfchen“. Schön, wie die Melodie durch die Stimmen wanderte, begleitet von den Summtönen der anderen Stimmen. Nun durften auch die Besucher noch mitsingen: „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“. Mit dem aktuellen Song von Victor C. Johnson “What do the stars do“ nach einem älteren Text von Christine Rossetti wurde inhaltlich und musikalisch der Schlusspunkt gesetzt: „Die Sterne erleuchten die Erde mit Freude, Hoffnung, Frieden und Liebe.“
Starker, lang anhaltender Beifall war der Lohn für einen zauberhaften Konzertabend. Deutlich wurde, dass die Chorleiterin Christa Strambach schon bei den Jüngeren auf eine reine Intonation, auf Textverständlichkeit, auf einen homogenen Klang und auf sinnfällige Gestaltung hinarbeitet. Mit Souveränität und Hingabe führte sie Sänger und Musikanten durch den Abend. Über hundert Sängerinnen und Sänger waren durchweg höchst konzentriert, auch auf kleinste Nuancen des Dirigats achtend. Beachtenswert auch die Solisten und Instrumentalisten aus der Sängerschar, so mit Flöte und an Klavier und Harfe. Eine außergewöhnliche Leistung des gesamten Jugendchores. Fabelhafte Begleiterin an Klavier und Orgel war wie immer Ulrike Beck. Im Hintergrund agierte wieder mit viel Engagement und Kompetenz Constanze Seitz, die zusammen mit Gundula Peyerl für die Stimmbildung im Chor verantwortlich ist.